Man sieht es nicht sofort auf den ersten Blick, aber der Bautzener Reichenturm hat bei einer Turmhöhe von 56 m immerhin eine Neigung von 1,44 m nach Nordwest. Daher wird er auch gern als „Schiefer Turm von Bautzen“ bezeichnet, auch wenn er natürlich nie den Bekanntheitsgrad stärker geneigter Vorbilder in Italien erreicht hat.
Der Reichenturm wurde 1490 durch Johann Christoph von Naumann erbaut. Die Neigung wurde erst relativ spät bemerkt und dann in der Mitte des 18. Jahrhunderts untersucht. Damals erarbeitete Vorschläge zur Stabilisierung wurden in der Form nie umgesetzt. Allerdings konnte im Jahr 1954 die Neigung durch eine verstärkte Befestigung des Fundaments unterbunden werden. Heute gilt das Bauwerk als sicher und ungefährdet.
Der Reichenturm steht am Kornmarkt am östlichen Rand der Altstadt. Der Aufstieg auf den Turm ist auf jeden Fall lohnenswert, denn von der Aussichtsplattform bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Bautzener Altstadt und die nähere Umgebung.
Weit im Osten von Sachsen gelegen ist auch die Stadt Bautzen selbst nicht wirklich weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Aber sie hätte es verdient, denn neben den zahlreichen Türmen, einer wunderbar erhaltenen Altstadt, vielen Museen und Kirchen gilt Bautzen als das kulturelle Zentrum der Oberlausitz.
Die Stadt der vielen Türme Bautzen liegt unweit der Städte Dresden und Görlitz. Bei einer Rundreise durch Sachsen sollte sie auf jeden Fall mit im Programm stehen. Parkmöglichkeiten gibt es in der Innenstadt reichlich und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten lassen sich sehr gut per Fuß erreichen.