Provenzalischer Brauchtum im französischen Weihnachtsdekor
Krippen in Frankreich
Vielleicht haben Sie vor kurzem in den Medien vom „Krieg der Krippen“ in Frankreich gehört und sich dabei ein wenig gewundert? Wie kann ausgerechnet Weihnachtsdekor Justitia beschäftigen?
Nun, im konkreten Fall wird darüber befunden, ob traditionelle religiöse Weihnachtssymbole – zu denen auch das Aufstellen von Krippen zählt – dennoch in öffentlichen Gebäuden angebracht werden dürfen und das, obwohl seit 1905 Laizismus ein französisches Staatsprinzip ist und somit der französische Staat von der Kirche getrennt ist.
Dies mag auf den ersten Blick den einen oder anderen unter uns verwundern, doch auf der anderen Seite des Rheins stellt die provenzalische Krippe mit ihren Santonen (bemalte provenzalische Tonfiguren) ein beliebtes Weihnachtsschmuckelement dar und – egal ob in Süd- oder Nordfrankreich beheimatet, ob praktizierender Christ oder nicht – ist gerade dieses Dekor in der Weihnachtszeit – und somit zuweilen auch in öffentlichen Amtsstuben – vielerorts anzutreffen.
Der eigentliche Ursprung dieser ansehnlichen Krippen geht auf das 12. Jahrhundert zurück, als man in italienischen Kirchen mit beweglichen Skulpturen die Szene der Geburt Christi darstellte.
Provenzalische Krippen
Über die Alpen verbreitete sich dieser Brauch sehr schnell in der Provence und gewann rasch an Bedeutung in den Weihnachtsfeierlichkeiten.
Zum heutigen Tag zählen provenzalische Krippen mit ihren so typischen Santonen zu dem am weitesten verbreiteten Brauchtum in der Provence, der sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend mehr auch in den anderen Regionen Frankreichs etabliert hat.
Die Krippe stellt einerseits die Szene der Geburt Christi und andererseits das typische Leben eines provenzalischen Dorfes mit ihren Bewohnern dar, denn laut einer provenzalischen Legende habe Jesus in der Provence und nicht in Bethlehem das Licht der Welt erblickt.
Die erste in Frankreich bekannte Krippe stammt aus Marseille und wird auf das Jahr 1775 datiert.
Santonen – die kleinen Heiligen
Heutzutage werden die Krippen vom 4. Dezember (Tag der Heiligen Barbara) bis zum 6. Januar (Dreikönigstag), zuweilen sogar bis zum 2. Februar (Mariä Lichtmess) aufgestellt und mit den entsprechenden Krippenfiguren – den Santonen – versehen.
Der Ursprung des Wortes „Santonen“ stammt aus dem Okzitanischen und bedeutet so viel wie „Kleiner Heiliger“. Diese Santonen repräsentieren einerseits die biblischen Figuren und andererseits aber auch typische Bewohner der Provence, häufig auch beim Ausüben ihrer Berufe. So findet man also neben Maria, Joseph, Jesus auch den Esel, den Ochsen, die 3 Heiligen Könige sowie Hirten, den Schmied, den Angler, den Messerschleifer, den Blinden, die Waschfrau, die Wollspinnerin, die Lavendelpflückerin und viele, viele andere mehr.
Die Santonen werden von Künstlern aus Ton gefertigt und kunstvoll in Handarbeit bemalt. Sie werden in ganz unterschiedlichen Größen angeboten und wenn man diese harmonisch miteinander kombiniert, verleihen sie der Krippe sogar eine gewisse Perspektive.
Wenn man Santonen erwerben möchte, kann man diese bei den „santonniers“ das ganze Jahr über in der Provence kaufen und in der Weihnachtszeit auch auf provenzalischen Weihnachtsmärkten. Der „Santonenmarkt von Marseille“ ist übrigens der älteste und größte, der seit 1802 alljährlich Santonen von Mitte November bis Ende Dezember anbietet.
Und wer weiß: vielleicht flanieren Sie ja gelegentlich auch einmal selbst über einen der zahlreichen provenzalischen (Weihnachts-)Märkte und lassen sich dabei vom Flair des provenzalischen Brauchtums ein wenig verzaubern.
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Der Dank für diesen Artikel geht nach Eisenach an petiteannouk, eine charmante und schöne Frau mit französischen Wurzeln.